Grenzwerte in der Schweiz stammen von 1998

by | Sep 15, 2022

Seit 2017 ist die Umsetzungsfrist der Europäischen Union für die sogenannte EMF-Direktive 2013/35/EU verstrichen und alle Mitgliedstaaten sind verpflichtet, diese Richtlinie umzusetzen.

Sie regelt, welchen elektromagnetischen Feldern jemand am Arbeitsplatz ausgesetzt werden darf und basiert auf der sogenannten ICNIRP 2010, welche die wissenschaftliche Basis legt.

Nicht so in der Schweiz

Auf Grund mangelnder wissenschaftlicher Erkenntnisse halten SUVA und BAFU an der alten ICNIRP von 1998 fest, was zur Folge hat, dass die Grenzwerte zwischen 0 und 300 GHz teils massiv strenger sind. Was im Frequenzbereich der Mobilfunkstrahlung viele freut, ist für andere ein grosses Problem. 

Elektromagnetische Felder in der Küche

In der EU dürfen Köche/Köchinnen einer magnetischen Flussdichte von 100 Mikrotesla ausgesetzt sein, in der Schweiz nur 30. Setzt man dasselbe Gerät zu Hause (nicht beruflich) ein, sind es sogar nur 6 Mikrotesla. Das SECO hat 2011 in einer Untersuchung festgestellt, dass viele Induktionsherde die Grenzwerte überschreiten, insbesondere für werdende Mütter.

Normen helfen nur mässig

Beispielsweise für Schweissmaschinen gibt es eine Schweizer Norm (EN IEC 62822-3), welche aber auf die Grenzwerte der EU verweist.
Eine Maschine kann also nach der Schweizer Norm gebaut sein und darf hier trotzdem nicht ohne Weiteres betrieben werden.

Statement der SUVA: «Diese Norm ist nicht von uns.»

Wenn das auch korrekt ist, so stellt es die Betreiber doch vor ein grosses Problem. Die SUVA ignorieren und hoffen, dass nie jemand messen kommt?

Wenn nun eine Mitarbeiterin eine Fehlgeburt erleidet und herauskommt, dass sie zu hohen Belastungswerten ausgesetzt war, kann dies bis zur persönlichen Haftung des Managements reichen.

Was tun?

Als Hersteller

Normgerecht dokumentieren und sicherstellen, dass die Bedienung der Maschine unter Grenzwerteinhaltung auch in der Schweiz möglich ist. Die Daten dafür kann man auf unterschiedliche Weise erhalten:

Variante 1:

  • EMV Labor mit Messung beauftragen

Variante 2:

  • Feldsimulation bei Berechnungsingenieur in Auftrag geben. Für eine reine Grenzwertbetrachtung häufig der günstigste und effizienteste Weg. 

Als Betreiber & Arbeitgeber

Häufig kann durch die richtige Unterrichtung der Mitarbeiter oder den entsprechenden Vermerk in der Dokumentation oder eine Gefahrenzonenmarkierung am Boden die Rechtssicherheit sichergestellt werden. Gibt der Hersteller zu wenig detaillierte Informationen weiter, können die Sicherheitsabstände durch Messung oder Simulation länderspezifisch ermittelt werden. 

In jedem Fall ist eine Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes gesetzlich erforderlich. 

Es genügt nicht, auf eine CE-Kennzeichnung des Herstellers zu verweisen oder ein Warnschild für Herzschrittmacher anzubringen!

Wenn die Felder einfach zu stark sind

Durch geeignete Abschirmungsmassnahmen, können elektrische und magnetische Felder reduziert werden. Dazu wird vorteilshalber ein Experte zu Rate gezogen, weil Material und Geometrie einer Abschirmung von der Art und Frequenz des Feldes abhängig sind.

Patrick Ziegler

Unterstützt Unternehmen dabei, elektromagnetische Felder im Griff zu haben, für mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit in ihren Produkten.

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